Charakteristika der Schrägkugellager
Vielleicht kennt ihr bereits einige Charakteristika des Rillenkugellagers. Das wird in diesem Text hilfreich sein, denn das Schrägkugellager ähnelt dem Rillenkugellager bezüglich seines Aufbaus sehr. Es bestehen dennoch ein paar entscheidende Unterschiede. So viel vorab: Schrägkugellager sind ebenfalls universell bei vielen Anwendungen einsetzbar und werden mitunter speziell in Werkzeugmaschinen verbaut.
Genauso wie Rillenkugellager sind Schrägkugellager in der Regel nicht zerlegbar. Sie haben einen definierten Druckwinkel α, der relativ zur Radialebene verläuft, und eine Verbindungslinie zwischen den Berührpunkten am Innenring, an der Kugel
und am Außenring darstellt.
Schrägkugellager können Radialbelastungen ebenso wie Axialbelastungen aus einer Richtung aufnehmen. Je nach Verhältnis von axialer und radialer Belastung kommen Schrägkugellager mit unterschiedlichen Druckwinkeln zum Einsatz. In Bezug auf Axialkräfte sind Schrägkugellager deshalb auch belastbarer als zum Beispiel ein Rillenkugellager. Häufig werden zwei Schrägkugellager miteinander gepaart, was oft dazu führt, dass zwei Wälzkörperreihen nebeneinanderliegen. In der Folge können auf die Lager wirkende Axialkräfte in zwei verschiedene Richtungen (O- oder X-Anordnung) verlaufen oder es kann eine größere Belastung in eine axiale Richtung aufgenommen werden (Tandem-Anordnung). Darüber hinaus werden Schrägkugellager oft vorgespannt, sodass möglichst kein oder nur ein sehr geringes Lagerspiel vorhanden ist. Der Vorteil der Vorspannung liegt darin, dass Schrägkugellager somit hinsichtlich der Lagersteifigkeit, Wellenführung und der Rundlaufgenauigkeit an die Anwendung angepasst werden können.
Die Tatsache, dass Axiallasten nur in eine Richtung aufgenommen werden können, ist dagegen mehr Fluch als Segen, da man bei der Montage einzelner Schrägkugellager zwingend auf die Einbaurichtung achten muss. Wenn aber klar ist, dass Axialkräfte in beide Richtungen auftreten können, ist der Einsatz eines gepaarten Schrägkugellagers unabdingbar. Ähnlich wie Rillenkugellager können Schrägkugellager auch mit einer Dichtung versehen werden. Die Montage von Schrägkugellagern gestaltet sich aufgrund des paarweisen Einbaus aufwändiger als bei Rillenkugellagern. Zusätzlich ergeben sich in solchen Fällen dann höhere Kosten, wenn zwei Lager verbaut werden müssen.
Nach Norm werden einreihige Schrägkugellager mit der Kennziffer 7 und zweireihige Schrägkugellager mit der 3 gekennzeichnet. Käfige für Schrägkugellager gibt es grundsätzlich in den drei üblichen Materialien Kunststoff, Stahlblech und Messing. Das eingesetzte Käfigmaterial kann je nach Anwendung angepasst werden. Bei kleineren Baugrößen wird aus Kostengründen oft ein Kunststoff- oder Stahlblechkäfig eingesetzt.
Typ | Lager-Reihe | Kunststoffkäfig | Stahlblechkäfig | Messing-Massivkäfig |
Standard | 79 70 72 73 72B 73B | 7904-7913 7000-7222 —– —– —– —– | —– —– 7200-7222 7300-7322 7200B-7222B 7300B-7322B | 7914-7960 7026-7040 7224-7240 7324-7340 7224B-7224B 7324B-7340B |
2-reihiges Lager | 52 53 | —– —– | 5200S-5317S 5300S-5314S | —– —– |
Vierpunktlager | QJ2 QJ3 | —– —– | —– —– | QJ208-QJ224 QJ306-QJ324 |
Fröhlich gemischt: Manche Lagerreihen sind standardmäßig bei NTN mit Kunststoff-, andere mit Stahlblech- und wieder andere mit Messing-Massivkäfig versehen.
Paarung von Schrägkugellagern
Wie zuvor erwähnt wurde, können Schrägkugellager gepaart werden. Dabei ist es möglich, die Wälzkörper in verschiedenen Anordnungen zu verbauen. Die geläufigsten Anordnungen der Lager sind dabei die O-, X- und Tandem-Anordnung. Insbesondere bei Werkzeugmaschinen wird auch eine Paarung der Lager in einer Kombination aus mehr als einer dieser Anordnungen vorgenommen.
Weitere Schrägkugellagertypen: Spindellager und Vierpunktlager
Neben den ein- und zweireihigen Schrägkugellagern gibt es weitere Typen. Dazu zählen zum Beispiel Spindellager oder Vierpunktlager. Spindellager sind in besseren Toleranzklassen als klassische Schrägkugellager gefertigt und besitzen kleinere Wälzkörper. Diese sind nützlich, um sehr hohe Drehzahlen zu erreichen. An Vierpunktlagern ist besonders, dass sie axial aus beliebigen Richtungen belastet werden können.
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